Am 9. März war es endlich soweit: Es ging auf Studienfahrt nach Polen. Um 19:30 Uhr trafen sich alle Schülerinnen und Schüler der beiden zehnten Klasse samt ihren Eltern in der Schule. Gegen 20 Uhr waren alle Koffer und Taschen verstaut, alle verabschiedeten sich und saßen reisebereit im Bus.

In den vierzehn Stunden Fahrt wurde viel gelacht, Musik gehört und sehr wenig bis gar nicht geschlafen. Um kurz nach 4 Uhr verließen wir Deutschland und überquerten die Grenze, sodass wir um kurz nach zehn Uhr unser Hostel erreichten. Dort zogen wir uns schnell um, denn wir hatten um 12.30 Uhr eine vierstündige Stadtführung auf dem Programm.

Vom Hostel waren wir nach etwa 10 Minuten Fußmarsch auf dem Marktplatz, ein Treffpunkt wurde vereinbart und wir konnten in kleinen Gruppen losziehen, um ein kurzes Mittagessen einzunehmen. In zwei Gruppen haben wir anschließend bei der Stadtführung die große Stadt erkundet. Wir konnten viele historische Gebäude und Schlösser bestaunen, uns im jüdischen „Ghetto“ umsehen und einen Blick auf einen jüdischen Friedhof mit Synagoge werfen. Außerdem gab es ein paar Geheimtipps in Sachen „polnisches Essen“. Das Wetter war auch auf unserer Seite – strahlend blauer Himmel und fast 15 Grad!

Am Abend gab es dann noch ein gemeinsames Abendessen mit typisch polnischem Nachtisch namens Faworki. Dann hieß es auch schon schlafen, denn am nächsten Tag mussten wir um vier Uhr aufstehen. Nach dem gemeinsamen Frühstück ging es eineinhalb Stunden mit unserem Busfahrer „Rocko“ nach Auschwitz/ Birkenau. Der erste Teil der Führung war im sogenannten Stammlager in Auschwitz. Wir schauten uns die verschiedenen Blöcke an und bekamen riesige Haufen an Haaren, Brillen, Schuhen und Bürsten zu Gesicht. Während der gesamten Führung sagte keiner ein Wort; wir alle konnten uns nicht daran erinnern, einmal ein so flaues Gefühl im Magen gehabt zu haben. Spätestens an der Schießwand und der endlosen Wand mit Bildern von Verstorbenen bekamen alle Gänsehaut. Den schlimmsten Ort von Auschwitz, die Gaskammern mit den Verbrennungsöfen, durchschritten wir mit einem grausamen Gefühl. Dabei sang unser Guide ein jüdisches Lied.

Wortlos verließen wir Auschwitz und fuhren drei Kilometer mit dem Bus zur Gedenkstätte Birkenau. Der Himmel war passend grau und es regnete ungemütlich. Auch dort wurden wir herumgeführt und bekamen einen Einblick, wie es den Menschen dort ergangen ist, in welchen schrecklichen Zuständen und mit welcher riesigen Angst sie dort gelebt haben mussten. Die Busfahrt zurück nach Krakau war sehr still und jeder hatte einiges zu verdauen.

Wieder in Krakau angekommen war auch das Wetter wieder schön und der Himmel strahlte tiefblau. Die anschließende Freizeit bis zum Abend nutzten alle um Souvenirs/Andenken zu kaufen und sich die Stadt weiter anzusehen. Glücklicherweise konnten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen, dass dies der letzte Tag war.

Durch die Verbreitung des Coronavirus hatte unsere Zeitzeugin bereits abgesagt. Polen reagierte auch sehr schnell und wollte am nächsten Tag alle öffentlichen Gebäude, auch die Oskar Schindler Fabrik schließen und weitere wichtige Schutzmaßnahmen treffen. Deshalb machten wir am Abend ein Gruppenfoto, genossen nach dem Abendessen noch die Stadt und kauften etwas Proviant für die Rückfahrt am folgenden Tag ein.

In allem waren es zwei wunderschöne Tage in Krakau. Es war toll, mal eine andere Kultur kennenzulernen und unsere Englischkenntnisse anwenden zu können. Die Gedenkstätten waren sehr lehrreich. Die lange Fahrt war es mehr als wert. Einen Dank an Frau Robohm und Herrn Schütt, die uns die Fahrt erst möglich gemacht haben und an Rocko, unseren treuen Busfahrer!

Lea Weiendorf 10b